Denkanstoß #2:Warum die Weihnachtszeit ohne Stress viel schöner ist.

Sie ist schon im Anmarsch, die angeblich schönste und stillste Zeit des Jahres! Doch ist sie wirklich still? Im Grunde ja. Aber nur, wenn wir nicht den äußeren Umständen verfallen. Denn nur dann können wir den Zauber des Advents auch wirklich sehen. Nur dann können wir die Vorfreude auf Weihnachten richtig spüren und den großen Tag am Ende genießen. Es braucht nicht viel. Nein, eigentlich braucht es dazu sehr wenig.

Schon Ende Oktober beginnen die Kaufhäuser ihre Weihnachtsware vom vermutlich vergangenen Jahr hervorzukramen, um sie zu Schnäppchenpreisen loszuwerden. Jedes Jahr ein Schock für mich, denn ich habe Mitte Oktober Geburtstag. Zwei Wochen später soll schon die Lust auf Weihnachten geweckt werden? Nein Danke. Das weckt bei mir keine Sehnsucht. Es macht mich sogar ein bisschen traurig. Auch bei Gesprächen mit Kunden höre ich heraus, dass jetzt vor Weihnachten Ausnahmezustand herrscht und keine Zeit dafür bleibt, für sich selbst zu sorgen. Lass uns damit im neuen Jahr starten, heißt es. Vor Weihnachten habe ich keine Zeit. Es ist so schade, dass wir uns so hetzen lassen. Ja, sogar jetzt, bei all den coronabedingten Beschränkungen neigen wir dazu in die Stressfalle zu tappen. Die vorweihnachtliche Zeit ist, wenn man es zulässt, etwas ganz Besonderes und hat obendrein auch genügend Platz für Selbstfürsorge.

Die Zeit vor Weihnachten beginnt für mich mit Ende November. Die Tage werden weiter kürzer, und man kann sich ohne schlechtes Gewissen schon früher in die eigenen vier Wände zurückziehen. Dank aktuellem Lockdown, sollte uns das gerade jetzt noch ein bisschen leichter fallen. Oder etwa nicht? Und wir können uns in Ruhe auf das erste Adventswochenende vorbereiten. Ob ein Adventskranz oder ähnliches besorgt oder selbst gemacht wird, ist jedem überlassen. Auch der eine oder andere Adventskalender steht für den großen Countdown vermutlich schon bereit. Übrigens bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt. Es darf genau so sein, dass niemand dafür der Hast und dem Druck verfällt. Es wäre doch schön, einfach den Weg zu wählen, der zu uns passt.

Ja, es gibt die Menschen, die jedes Jahr den Adventskranz zu Hause meisterlich erschaffen, einen oder mehrere Adventskalender basteln und kreativ befüllen, unzählige Kekse in verschiedenen Formen und Geschmacksrichtungen backen, oder das Haus oder die Wohnung festlich und auf den Punkt genau schmücken. Ich neige hier eher zur Bequemlichkeit. Im Grunde aus Selbstschutz. Früher dachte ich auch, ich muss das so machen, wie die anderen es tun. So wie die Mütter, die trotz Fulltime-Job, Kind und Kegel augenscheinlich unendlich viel Zeit hatten. Deren Tag scheinbar doppelt so viele Stunden hatte. Die vermutlich niemals geschlafen haben, um all das zu bewältigen. Zumindest war ich dieser Meinung, weil sie alles unter einen Hut gebracht haben. Wer weiß, wie es ihnen tatsächlich dabei ging. Nein, mein Weg war das ganz klar nicht. Ich habe es dennoch versucht. Es hat mich unendlich gestresst und am Ende war ich nur erschöpft. Ich wollte einer Rolle entsprechen, die für mich überhaupt nicht gepasst hat.

Was ich damit sagen will ist, dass man trotzdem ein toller und einzigartiger Mensch ist, auch wenn man es nicht so schafft und strukturiert, wie andere es tun. Das ist auch auf andere Bereiche des Lebens anwendbar. Es soll sich gut anfühlen und keiner äußeren Erwartung entsprechen. Wenn man für sich weiß, was wirkliche Freude bereitet, steht dem besinnlichen Einstieg in die Weihnachtszeit nichts mehr im Wege. Wie schön ist es, wenn wir an den Adventsonntagen gemeinsam mit lieben Menschen, es kann auch nur einer sein, oder sogar alleine, einfach heißen Tee oder Punsch trinken und vielleicht ein paar Kekse knabbern. Gekauft oder selbstgebacken ist egal. Wenn wir eine Kerze anzünden, vielleicht schon weihnachtliche Songs hören und uns freuen, dass wir in einer warmen Stube sitzen dürfen. Ja, das ist wahrlich etwas unsagbar Schönes, auf das ich mich wieder sehr freue. Ein bisschen Deko darf nicht fehlen. Manchmal ist es mehr, manchmal weniger. So wie es sich eben ausgeht.

So, nun zum Besorgen der Geschenke. Ich denke mit Schrecken an die Zeit zurück, wo ich unendlich viele Geschenke besorgt habe. Stress und Hektik pur. Aber das ist jetzt Gott sei Dank anders. In den letzten Jahren erfreuen wir uns in unserer Familie am Wichteln. Bereits im Sommer wird das alljährliche Wichtelkind gezogen, sodass man genügend Zeit hat, etwas Besonderes für den einen Menschen zu besorgen. Kinder werden in Absprache mit den Eltern sinnvoll beschenkt. Somit landet kein Geschenk im Müll. Das ist ein wahrer Segen und macht wirklich Freude. Statt meinen engsten Freunden Karten zu schicken, sie alle anzurufen oder Kleinigkeiten zu besorgen, was mich übrigens früher auch immer gestresst hat, habe ich begonnen, kurze Gruß-Videos aufzunehmen. Diese verschicke ich dann per WhatsApp. Die Botschaften entstehen spontan, sind authentisch, manchmal lustig und die Empfänger freuen sich sehr darüber. Sie kommen in jedem Fall von Herzen. Die Digitalisierung passiert, egal ob wir es befürworten oder ablehnen. Es ist auch keineswegs alles schlecht daran. Warum also nicht gleich sinnvoll nutzen. Und wenn es sich einmal nicht ausgeht, habe ich auch kein schlechtes Gewissen. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn am Ende ein paar ToDo’s offen bleiben.

Genauer betrachtet, ist die vorweihnachtliche Zeit für mich ebenfalls Teil der Selbstfürsorge geworden. So falle ich am 24. Dezember nicht durch die totale Erschöpfung in eine Ohnmacht. Nein, an diesem Tag freue ich mich auf die schönen bevorstehenden Stunden mit der engsten Familie. Ganz ohne Anspannung und Anforderungen an mich selbst.

In diesem Sinne wünsche ich allen eine zauberhafte Vorweihnachtszeit, vollgepackt mit Möglichkeiten auch für sich selbst da, und nicht immer perfekt zu sein.

Stay holistic and be happy. Herzlichst, Martina Langer