Denkanstoß #3: Warum wir unsere Komfortzonen lieben.

Die gute alte Komfortzone. Wie sehr wir sie doch lieben. Sie ist so schön kuschelig und vor allem vorhersehbar. Auch wenn wir uns darin immer häufiger unwohl fühlen, verlassen wir sie selten freiwillig. Ein spannendes Phänomen. Wie viel Disharmonie brauchen wir eigentlich, um unsere Komfortzonen tatsächlich zu verlassen? Um neue Wege zu gehen?

Das hängt ganz von dem Vertrauen zu uns selbst ab. Auch eine Portion Mut gehört dazu. Mut hat aber eigentlich auch wieder mit Selbstvertrauen zu tun. Es würde sich also lohnen, am eigenen Selbstvertrauen zu arbeiten, um mutiger zu werden. Warum machen wir das so selten und nehmen stattdessen das Gegebene in Kauf?

Ich muss zugeben, dass auch ich meine Erfahrungen mit diversen Komfortzonen habe. Manchmal hatte ich so richtig Ausdauer, bis zur tatsächlichen Veränderung. Es gibt ja auch nicht nur eine. Im Laufe des Lebens durchläuft man so einige davon. Irgendwie löst eine Komfortzone die andere ab. Passt auch so zusammen. Denn nur so können wir uns weiterentwickeln. Wenn wir länger als notwendig in starren Zuständen verbleiben, gibt es so etwas ähnliches wie Stillstand. Man weiß genau, was passiert, wenn was passiert. Man kann Reaktionen und sogar Taten vorhersehen. Oder ist es etwa nicht so? Es ist vieles absehbar, weil man sich so gut darin auskennt. Nach ein paar guten Tagen oder Wochen kommen auch wieder ein paar Schlechte. Nach Momenten der Glückseligkeit, kommt auch wieder die Traurigkeit daher. Irgendwann werden die Abstände zwischen guten und schlechten Gefühlen kürzer. Dennoch nimmt man das in Kauf, weil alles so schön vorherzusehen ist, man sich vermeintlich sicher fühlt und/oder Angst vor Veränderungen hat. Es gibt wenig Überraschungen. Je länger man in der Komfortzone verweilt, desto weniger Neues kommt daher. Vor allem wenig, woraus man tatsächlich lernen kann. Die Geschichte wiederholt sich. Sie wiederholt sich so lange, bis man mutig genug ist, etwas zu verändern. So lange, bis die Disharmonie unerträglich wird. Die Toleranzgrenze ist hierfür sehr individuell.

Die aktuelle Zeit ist, was die Komfortzone anbelangt, sehr interessant. Manche Menschen werden brutal aus deren Komfortzonen herauskatapultiert. Sie verlieren ihre Sicherheiten. Der Verlust eines Jobs z.B. kann riesige Kreise ziehen und uns Menschen in ein Loch stürzen. Andere wiederum verharren weiter in Situationen, wo sie denken sicher zu sein, obwohl sie es längst nicht mehr gut finden. Das kann z.B. im Rahmen jeglicher privaten oder beruflichen Beziehung stattfinden. Und dann gibt es noch jene Menschen, die genau jetzt mutig sind. Es sich zutrauen, im aktuellen Corona-Wahnsinn, das Ruder herumzureissen und Neues wagen. Alle drei Möglichkeiten haben selbstverständlich eine gleichwertige Berechtigung. Keiner von ihnen ist besser oder schlechter.

Jeder Mensch hat sein Tempo. Wie wir denken, was wir wie tun oder wie wir etwas verstehen ist von Mensch zu Mensch verschieden. Ob wir unsere Komfortzonen verlassen oder nicht, hängt auch davon ab, ob wir uns unserer Lage überhaupt bewusst sind. Es lohnt sich in sich hineinzuhören. Was sagt unser Herz, was fühlen wir tief in uns drinnen? Was erwartet unser Ego oder das Außen von uns? Meist gibt es hier einen Konflikt. Leider entscheiden wir uns in den häufigsten Fällen für unser Ego und das Außen. Warum? Weil uns unsere Glaubenssätze davon abhalten, auf unser Herz, auf unser Innerstes zu hören. Glaubenssätze prägen nämlich unser Denken und unser Verhalten. Im Laufe unseres Lebens werden uns diese langsam aber sicher vermittelt. Manchmal bewusst gesteuert, über z.B. unsere Eltern und Lehrer. Aber auch über zufälligere Einflüsse, wie z.B. über unseren Freundeskreis und unser Umfeld. Die Wirkung ist immer dieselbe. Glaubenssätze steuern unsere Art und Weise, wie wir über uns und andere denken. Und sie können uns dermaßen blockieren, dass wir uns nicht trauen, unsere Komfortzonen zu verlassen. Ein regelrechter Teufelskreis könnte man meinen. Das stimmt vielleicht beim ersten Hinsehen, aber es ist nicht aussichtslos.

Glaubenssätze können verändert bzw. überschrieben werden. Was wir zu Beginn benötigen ist, dass wir uns unseren Glaubenssätzen bewusst werden. Am einfachsten können wir Glaubenssätze aufdecken, wenn uns z.B. etwas besonders aufregt. Uns eine Aussage oder ein Verhalten eines Mitmenschen komplett aus der Bahn wirft. Wir es zutiefst verurteilen, weil es sich nicht so, sondern anders gehört. Dieser Art Projektionen liegen häufig Glaubenssätze zugrunde. Wenn wir das erkennen, ist bereits ein großer Schritt passiert. Denn meistens sind wir von unseren Prinzipien so überzeugt, dass uns niemand das Gegenteil beweisen kann. Doch wer sich auf die Suche nach Mut begibt, ist gut beraten, herauszufinden, welche Glaubenssätze das Zulassen von Mut und Selbstvertrauen verhindern. Was ist es, das uns glauben lässt, wir können dies und das nicht schaffen oder umsetzen? Denn genau das ist es, dass uns auch in den Komfortzonen verharren lässt, bis wir vielleicht eines Tages herauskatapulitert und ins kalte Wasser geschmissen werden.

Egal welcher Schicksalsschlag dazu führt, von diesem Zeitpunkt an, sind wir ohnehin gezwungen neue Wege zu gehen. Wir können also der Weiterentwicklung nicht wirklich entfliehen. Das ist auch gut so. Was zu Beginn ein Fluch zu sein scheint, entpuppt sich meist zu einem späteren Zeitpunkt als wahrer Segen. Wer seine Komfortzone also nicht freiwillig verlässt, wird eines Tages ohnehin weitergeschupst. Die Frage ist nur, wann?

Stay holistic and be happy. Herzlichst, Martina Langer